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11.08.2016

Jetzt erschienen: »The Nature of German Imperialism« von Bernhard Gißibl
Gißibl="margin-bottom: Gerade neu erschienen bei Berghahn Books (New York, Oxford) ist das Buch »The Nature of German Imperialism. Conservation and the Politics of Wildlife in colonial East Africa« von Bernhard Gißibl. Dabei handelt es sich um die überarbeitete und für die Veröffentlichung in einem anglo-amerikanischen Verlag substantiell gekürzte Dissertation des Verfassers, die 2012 mit dem Nachwuchspreis der Vereinigung für Afrikawissenschaften in Deutschland ausgezeichnet worden ist.

Die Studie untersucht die Anfänge des staatlich organisierten Wild- und Naturschutzes – und damit die historischen Wurzeln des heute weltberühmten Nationalparksystems Tanzanias – in den Jahrzehnten der deutschen Kolonialherrschaft in Ostafrika zwischen den 1880er Jahren und dem Ersten Weltkrieg. Sie zeigt, wie Elefantenjagd und Elfenbeinhandel bis weit nach der Jahrhundertwende als politische und ökonomische Ressource der kolonialen Herrschaftsetablierung dienten. Die Furcht vor der Ausrottung einer charismatischen Großtierfauna, die zunehmend als schützenswerte Naturdenkmäler und nachhaltig zu bewirtschaftende Ressource für den Jagdtourismus verstanden wurden, führte zusammen mit dem Protest einer sich formierenden Wildschutzlobby aus Jägern und Naturschützern schließlich zur nachhaltigen Regulierung von Jagd und der Etablierung einer Vielzahl großflächiger Wildreservate, unter weitgehendem Ausschluß der afrikanischen Bevölkerung.

Gleichzeitig beleuchtet das Buch den deutschen Anteil an der Internationalisierung des imperialen Naturschutzes im subsaharischen Afrika um 1900, und es fragt nach den Rückwirkungen der kolonialen Begegnung mit Löwen, Zebras und Elefanten für deutsche Auffassungen von Afrika. Diee deutsche Begeisterung für Ostafrikas charismatische Tierwelt, wie auch der aktive Anteil an ihrem Schutz und ihrer wirtschaftlicher Nutzung, begann lange bevor der Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek seit den 1950er Jahren dieses Anliegen per Film und Fernsehen populär machte. Die problematischen Stereotype einer menschenleeren Wildnis und die kolonialen Dimensionen dieser Anteilnahme, auch das zeigt Gißibls Studie, prägen das deutsche Engagement für den Wildschutz in Ostafrika bis in die Gegenwart.

Das Buch ist erschienen als Band 9 der gemeinsam vom Rachel Carson Center for Environment and Society in München und der European Society for Environmental History (ESEH) herausgegebenen Reihe »The Environment in History: International Perspectives«.

Bernhard Gißibl ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte. Außer zu Themen der imperialen Umweltgeschichte forscht er am IEG in erster Linie zum Kosmopolitismus von Medien und Auslandskorrespondenten in den Jahrzehnten des Kalten Krieges.