20.07.2023

Neuerscheinung »Versöhner Europas? Die Rolle katholischer Bischöfe im deutsch-französischen und deutsch-polnischen Versöhnungsprozess (1945–1990)« von Urszula Pękala

Wieso hat ein deutscher Verfechter der Geschichtsaufarbeitung einen Kriegsverbrecher zum
Bischof geweiht? Wie konnte ein französischer Anführer einer Friedensbewegung
gleichzeitig den Marschall Pétain verehren? War Polens Primas wirklich ein Nationalist, wie
ihn die westdeutsche Öffentlichkeit betrachtete?


Die Studie von Urszula Pękala bietet eine bislang fehlende vergleichende Analyse der deutsch-französischen und deutsch-polnischen Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg im kirchlichen Kontext. Im Fokus steht zum einen der Einfluss katholischer Bischöfe auf die Gestaltung der beiden bilateralen Verhältnisse. Zum anderen wird ihr Umgang mit den Belastungen der Vergangenheit hinterfragt. Dabei wird Folgendes deutlich: In der Europaforschung wird bis heute die Tendenz vertreten, Ost- und Westeuropa als zwei voneinander getrennte Komplexe zu denken. Das kann aber nicht vorbehaltlos auf die Erfassung der Kontakte zwischen den Bischöfen aus den beiden deutschen Staaten, Frankreich und Polen übertragen werden. Der Kalte Krieg beeinflusste natürlich die Versöhnungsbemühungen der Bischöfe. Allerdings bot gerade die übernationale Struktur der katholischen Kirche Möglichkeiten, Kontakte über die nationalen und politischen Barrieren hinweg zu unterhalten. Detailliert geht die Autorin auf die verschiedenen Geschehnisse, Kommunikationswege und Briefwechsel ein. Damit bietet sie eine bislang fehlende Synthese der beiden Versöhnungsprozesse im Zeitraum vom Kriegsende bis zur Wiedervereinigung Deutschlands.

Die Autorin: Dr. Urszula Pękala war von 2011 bis 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut
für Europäische Geschichte in Mainz, Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte, und ist Privatdozentin am Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz.

Kontakt:
Friederike Lierheimer, MA, +49 (0)6131 3930076, lierheimer@ieg-mainz.de
Dr. Juliane Schwoch, +49 (0)6131 3939343, schwoch@ieg-mainz.de