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Becker, Judith

Conversio im Wandel

Basler Missionare zwischen Europa und Südindien und die Ausbildung einer Kontaktreligiosität, 1834-1860

Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte, Mainz, 238: Abt. Abendländische Religionsgeschichte

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2015

ISBN: 978-3-525-10137-7
DOI: 10.13109/9783666101373


Zum Inhalt: In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts reisten Basler Missionare mit starken, durch die Erweckungsbewegung geprägten, religiösen Überzeugungen und Werthaltungen nach Indien. Die Begegnung mit Inderinnen und Indern veränderte sie: Sie entwickelten eine Kontaktreligiosität, indem sie ihre Überzeugungen und Werthaltungen modifizierten und indische Einflüsse adaptierten. Judith Becker legt den Fokus auf die Frage nach conversio, Bekehrung und Konversion, und sanctificatio, den daraus folgenden Werthaltungen, denn Bekehrung und "christliches Leben" sahen die Missionare als Zentrum ihrer Arbeit. Dabei zeichnet Becker nach, wie sich diese Auffassungen veränderten. Sie nutzt die in der neueren Konversionsforschung entwickelten Ansätze und Methoden. Zugleich verwendet sie postkoloniale Ansätze und fragt nach der Repräsentation von Menschen und Religionen in Indien. In den Missionsberichten findet sich sowohl eine Exotisierung Indiens als auch die Betonung der Gleichheit aller Menschen und aller Christen. Dabei treten deutliche Unterschiede zwischen in Europa und in Indien verfassten Erzählungen zutage. Solche Missionare, die mehrere Jahrzehnte in Indien lebten, exotisierten nur selten; sie  übernahmen manche indische Vorstellung. Die Kontaktreligiosität demonstriert die Bedeutung der interkulturellen Verflechtung für die Europäer.

In the first half of the nineteenth century, Basel missionaries travelled to India with strong religious convictions and values, which were shaped by the European Awakening. Yet, the encounter with Indians changed them: by modifying their beliefs and values and by adapting Indian concepts, they developed a contact religiosity. The study focuses on the "Christian values" of conversion and sanctification and demonstrates how these concepts changed in the encounter. The study relies on approaches developed in sociological and psychological studies on conversion. Using postcolonial concepts, it asks how people and religion in India were represented by the missionaries. The mission reports oscillate between exoticisation and an emphasis on equality and unity of mankind. There are, however, clear differences between the narratives written by people in Europe or in India. Those missionaries who lived in India for decades only seldom used exoticisation and adapted some Indian concepts. Their contact religiosity demonstrates the meaning of intercultural entanglements to the Europeans.