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»Neue Menschen« schaffen und werden. Rationalisierung, Subjektivierung und Materialität in Bat’as Industriestadt Zlín (1920–1950)

»Neue Menschen« schaffen und werden untersucht die Geschichte von Sozialexperimenten im Industriekapitalismus. Konkret erforscht es die unternehmerische Planung, subjektivierende Aneignung und städtische Materialität in der tschechoslowakischen Industriestadt Zlín und dem Schuhunternehmen Baťa. Es untersucht die Geschichte der Fabrikstadt von der Staatsgründung der Tschechoslowakei nach dem Ersten Weltkrieg bis in den frühen Staatssozialismus (1920–1950), d.h. über mehrfache wirtschaftliche und politische Strukturbrüche hinweg und in unterschiedlichen politischen Regimen. Mit Blick auf die Disziplinierung von Arbeiterinnen, Arbeitern und Angestellten bei Baťa fragt das Projekt, wie die Rationalisierung der Produktion auf Arbeitende übertragen  wurde und wie diese zu »neuen Menschen« geformt werden sollten. Zudem untersucht es die Arbeitenden selbst als Subjekte und arbeitet heraus, wie sie sich das Sozialexperiment aneigneten, eigen-sinnig zu solchen Menschen wurden oder dies vermieden. Darüber hinaus analysiert das Projekt die materielle und soziale Infrastruktur der Industriestadt Zlín, die das Ergebnis und zugleich ein Mittel des Sozialexperiments war und das Wechselspiel von Disziplinierung und Aneignung verstärkte. Mit dieser Untersuchung eines privatwirtschaftlichen Sozialexperiments aus drei unterschiedlichen, miteinander korrelierenden Akteursperspektiven ordnet das Projekt die Tschechoslowakei in die europäische Geschichte industrieller und radikaler Sozialplanung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein.

Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 2020 bis 2024 gefördert.