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Bewegte Leben. Mobile Identitäten und Zugehörigkeiten im iberischen Atlantik (1492-1700)

Das Projekt geht dem Zusammenhang zwischen Mobilität und Differenzierung aus akteurszentrierter Perspektive nach. Im Mittelpunkt stehen mobile Akteure unterschiedlicher Herkunft, welche die von den spanischen Obrigkeiten gezogenen räumlichen und politisch-rechtlichen Grenzen überschritten. Wie wirkten sich Praktiken der Grenzüberschreitung auf die Konstruktion von Identitäten und Zugehörigkeiten aus?
 
Das südspanische Sevilla, seit 1503 Monopolhafen für den Amerikahandel, war im 16. Jahrhundert ein Knotenpunkt der Weltwirtschaft und fungierte als »Tor zur Neuen Welt«. Doch nur gebürtige Spanier und sogenannte »naturalisierte« Ausländer durften mit den spanischen Besitzungen in Übersee Handel treiben, und nicht jedem war es offiziell erlaubt, den Atlantik zu überqueren. Wer dies tun wollte, musste u.a. nachweisen, dass er selbst und seine Vorfahren katholische Christen waren. In der Praxis gab es jedoch vielfältige Möglichkeiten, die obrigkeitlichen Handels- und Reisebeschränkungen zu umgehen. Anhand von ausgewählten transatlantischen Biographien untersucht das Projekt den Zusammenhang zwischen Mobilität und Zugehörigkeiten aus akteurszentrierter Perspektive. Auf die obrigkeitlichen Migrationsregime reagierten die Betroffenen häufig mit Praktiken der Dissimulation und Verstellung. Es soll untersucht werden, wie sich derartige Praktiken auf die »biographische Navigation« der Akteure und die Konstruktion von mobilen Identitäten und Zugehörigkeiten auswirkten.