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Neuigkeiten

15.04.2019

Jahreskonferenz des Verbandes der digitalen Geisteswissenschaften im deutschsprachigen Raum (DHd)
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Rückblick von Monika Barget

Die Jahreskonferenz des Verbandes der digitalen Geisteswissenschaften im deutschsprachigen Raum (DHd) fand vom 24. bis 29. März unter dem Motto »multimedial & multimodal« in Mainz und Frankfurt statt. Am Sonntagabend stimmten ein Weinempfang im IEG und eine Stadtführung auf die DHd2019 ein. Nach Workshops am Montag und Dienstagvormittag, die an der Universität Mainz, der Hochschule Mainz und an der Akademie der Wissenschaften angeboten wurden, begann am Dienstagabend die eigentliche Konferenz im Hörsaalzentrum der Universität Frankfurt. Mit der ersten Keynote über »Avancierte Methoden der computer-gestützten ästhetischen Filmanalyse« eröffnete Prof. Barbara Flückiger (Schweiz) eine lange Reihe von Konferenzbeiträgen, die sich mit Möglichkeiten der Katalogisierung und Annotation multimedialer Objekte befassten.

Neben der in der DH Community traditionell stark vertretenen (Computer-)Linguistik gehörten in Frankfurt die Kunstgeschichte, die Archäologie und die Museologie zu den besonders aktiven Fachbereichen, die in Postern und Vorträgen neue Methoden der 3D-Rekonstruktion, »Historic Building Information Modelling«, digitale Numismatik, oder die Herausforderungen einer »kombinatorischen Bild- und Textanalyse« in Comics präsentierten. Im Bereich der Linguistik waren diesmal Texterkennung und die Bereinigung von OCR-Verfahren die prägenden Themen. Der Schwerpunkt der OCR-Beiträge lag auf Frakturschriften, aber auch die automatisierte Erkennung von Schriftzeichen nicht-europäischer Provenienz (z.B. aus der vorspanischen Mayakultur) wurde vorgestellt.

Der Großteil der auf der DHd2019 vertretenen Projekte wurde von Forschungsteams erarbeitet, in denen geisteswissenschaftlich Forschende und IT-Spezialisten gleichberechtigt kollaborierten; das einzige Einzelprojekt war eine Doktorarbeit zur Geschichte der 3D-Rekonstruktion historischer Architektur. Die Studierenden des Mainzer MA-Programms »Digitale Methodik in den Geistes- und Kulturwissenschaften« konnten einen besonderen Erfolg feiern: ihr Posterslam-Beitrag zum Projekt »Gutenberg Biographics – vom analogen Zettelkasten zum digitalen Forschungswerkzeug« in Form einer Büttenrede bekam den meisten Applaus.

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Wie sich die Digitalen Geisteswissenschaften weiterentwickeln werden, welche Rolle zukünftig »Künstliche Intelligenz« spielen wird, und inwiefern Förderinstitutionen wie die DFG aktiv Einfluss nehmen sollten, wurde ebenfalls auf der Konferenz und in den sozialen Netzwerken diskutiert. Einer vergleichsweise hohen Förderquote für DH-Projekte steht derzeit die geringe Kompetenz vieler Fachgutachter*innen gegenüber, technisch anspruchsvolle Anträge umfassend zu bewerten. Deshalb sollten die Digitalen Geisteswissenschaften ihre Antragstexte verständlicher formulieren und digitale Methoden transparent machen. Eine selbstkritische Reflexion und kontroverse Diskussion digitaler Methoden bot vor allem die Session »Digitale Theoriereflexion«, die sich unter anderem mit Problemen der Standardisierung befasste. Die »Kritik der digitalen Vernunft«, wie Sibylle Söring (@SibylleSoering) in einem Tweet formulierte, wird sicherlich auch kommende DH-Tagungen beeinflussen.

Das IEG war in Frankfurt während der gesamten Konferenz mit einem Infostand im Foyer des Hörsaalzentrums vertreten und wurde dabei von Mainzer Studierenden unterstützt. Viele Besucher hörten zum ersten Mal von der Existenz des Instituts, seinen Forschungsschwerpunkten und dem neuen Bereich Digitale Historische Forschung. Vor allem Historiker*innen, deren Themen ansonsten kaum vertreten waren, nahmen sich Zeit für das Gespräch und begrüßten das aktive Zugehen eines fest in der Fachwissenschaft verankerten Instituts auf die Digital Humanities Community. Die nächste nationale DH-Konferenz wird 2020 in Paderborn stattfinden.