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23.07.2025

Neue Podcastfolge: »Es zeigt sich muthig und wild«. Das Mainzer Quagga und die Rekonstruktion einer Aussterbensgeschichte
Im Jahr 1883 verstarb in einem Amsterdamer Zoo das letzte Quagga. Mit ihm war diese in Südafrika heimische Unterart der Zebras ausgestorben. Nur 23 präparierte Tiere weltweit erzählen bis heute von ihrer Art, drei davon im Naturhistorischen Museum in Mainz. Eine einzigartige Geschichte verbindet die Quaggas mit Mainz. Maja Ulrich, Kevin Keller und Robin Marc Swann, Studierende der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), haben die Geschichte der Präparate in einen Podcast überführt, der jetzt bei »Clio auf die Ohren« zugänglich ist.

»Clio auf die Ohren« ist der Podcast des Historischen Seminars an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dort podcasten Lehrende und Studierende gleichermaßen.

Aufmerksam wurden Kavin Keller, Robin Marc Swann und Maja Ulrich auf die Quaggas in der studentischen Übung von Bernhard Gißibl. Am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) in Mainz forscht er unter anderem über die Wissenschaftsgeschichte der Mensch-Tier-Beziehungen, die Umwelt- und Naturschutzgeschichte Europas und Afrikas, und über den Europäischen Imperialismus und Kolonialismus in transimperialer und lokaler Perspektive. Daneben gibt er Übungen für Studierende, beispielsweise über die ausgestorbenen Quagga-Zebras, ihr Nachleben im Mainzer Naturkundemuseum und die Rückzüchtungsprojekte dieser Art. Sensibel trägt er mit den Studierenden zur Debatte über das koloniale Erbe in europäischen Museen bei.

Seit Jahren dreht sich diese Debatte um afrikanische Kulturgüter und nach Europa verbrachte Human Remains, um deren Provenienz und mögliche Restitution. Wenig Aufmerksamkeit fanden bislang hingegen Animal Remains – die Millionen von Überresten nicht-menschlicher Lebensformen, die im Gefolge von Kolonialkriegen und Expeditionen, durch Jagd, Handel oder anderweitige Akquise in Europas naturkundliche Sammlungen gelangten. Dort wurden sie zu Stellvertretern ihrer Arten und zu wissenschaftlichen Erkenntnisobjekten. Das galt auch für die Überreste der drei Quaggas, die in den 1840er Jahren Eingang in die Sammlungen der Rheinischen Naturforschenden Gesellschaft fanden. Taxidermisch präpariert wurden sie zu internationalen Berühmtheiten und zum wertvollen Aushängeschild der Mainzer Sammlungen.

In ihrem Podcast erzählen Ulrich, Keller und Swann die faszinierende Geschichte dieses ausgestorbenen Zebras. Sie beleuchten die europäische Kolonialzeit, in der das Quagga gejagt und schließlich ausgerottet wurde, wie auch das Nachleben des Quaggas in Naturhistorischen Museen und die ethischen Debatten um seine Rückzüchtung. Gißibl gibt Einblicke in die Haltung der Kolonialisten gegenüber dem Quagga und die Bedeutung von Naturkundemuseen in dieser Ära – und Bettina Henrich, Zoologische Präparatorin am Naturhistorischen Museum in Mainz, erläutert die Schwierigkeiten der fachgerechten Präparation. Der Podcast leistet so nicht nur einen Beitrag zur großen Debatte um das Artensterben und den Biodiversitätsverlust, sondern auch zur historischen Aufarbeitung dieser Entwicklungen mit einem Blick auf den kolonialen Griff nach der Natur.

Abbildungsnachweis: Naturhistorisches Museum Mainz / Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz (CC BY-NC-SA), Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/