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Neuigkeiten

31.07.2025

Florian Kühnel mit Otto-Hintze-Nachwuchspreis 2025 ausgezeichnet
Das IEG gratuliert Florian Kühnel herzlich zum Otto-Hintze-Nachwuchspreis, der ihm am 11. Juli 2025 in Berlin für seine Habilitationsschrift »Diplomatie als kollektive Praxis. Botschaftssekretäre und diplomatischer Alltag im frühneuzeitlichen Istanbul« verliehen wurde. Michael Borgolte, Stifter des Preises und ehemaliger Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, überreichte den Preis und würdigte Kühnel in seiner Laudatio u.a. für seine »Kunst der Darstellung, die einen vermeintlich spröden Stoff zu einer fesselnden Erzählung macht, die die Lesenden Zeit und Umstände ihrer Lektüre vergessen lässt.«

Die »Michael-und-Claudia-Borgolte-Stiftung zur Förderung der Geschichtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin« zeichnet mit dem Otto-Hintze-Nachwuchspreis herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler im Bereich der Geschichtswissenschaft aus.

Florian Kühnel ist seit 2022 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) in Mainz und konnte sein Habilitationsverfahren im Fach Neuere und Neueste Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin im Januar 2024 erfolgreich abschließen.
Seine Forschungsschwerpunkte sind neben der Kulturgeschichte der Diplomatie (insbes. ‚Diplomatie der 2. Reihe‘, Diplomatie und Geschlecht) u.a. die Historische Anthropologie; Kulturkontakte zwischen Westeuropa und dem Osmanischen Reich; Ehre, Unehre, Unehrlichkeit; Historische Intersektionsanalyse und Zwangsmobilität, überregionale Strafvollstreckung.

Seine Habiliationsschrift ist als Band 29 der Reihe Frühneuzeit-Forschungen im Wallstein Verlag - auch im Open Access - erschienen. Der Verlag schreibt über den Titel: »Diplomatie – das sind Verhandlungen zwischen Gesandten, Herrschern und Ministern über Krieg und Frieden, so die gängige Sichtweise. In seinem Buch zeigt Florian Kühnel jedoch, dass Diplomatie in der Frühen Neuzeit weit mehr war als das: Sie war keine individuelle Leistung einzelner ›großer Männer‹, sondern eine ›kollektive Praxis‹, an der verschiedene – männliche und weibliche – Akteure teilhatten und die sehr viel mehr umfasste als Verhandlungen allein.«

»Um ein solches erweitertes Verständnis von Diplomatie in der Anwendung zu erproben, nimmt Kühnel vor allem die englische (bzw. britische), aber auch die venezianische, französische und niederländische Botschaft im frühneuzeitlichen Istanbul in den Blick. In akteurszentrierter und praxeologischer Perspektive bezieht er dabei neben Botschaftern auch deren Bedienstete, Familienmitglieder und Freunde sowie lokal angeworbene Personen wie Übersetzer oder Kalligraphen mit ein. Zudem richtet er den Fokus auf den diplomatischen Alltag, etwa die Administration der Botschaft, die Kommunikation mit dem Sultanshof und den anderen Botschaften oder die Praktiken der Spionage. Die Studie bietet damit nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Theorie der Diplomatiegeschichte, sondern auch einen grundlegenden Einblick in die konkrete Praxis interkultureller diplomatischer Beziehungen.«

Bildangaben: Prof. em. Dr. Michael Borgolte, links, und Florian Kühnel, rechts. Fotografin: Nikola Burkhardt. Bildrechte: Michael-und-Claudia-Borgolte-Stiftung zur Förderung der Geschichtswissenschaften