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Kochanek, Piotr

Die Vorstellung vom Norden und der Eurozentrismus

Eine Auswertung der patristischen und mittelalterlichen Literatur

Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte, Mainz, 205: Abt. Abendländische Religionsgeschichte

Mainz: von Zabern, 2004

ISBN: 3-8053-3456-7
URN: urn:nbn:de:tuda-tudigit-155484
DOI: 10.25534/tudigit-15548


Zum Inhalt: Piotr Kochanek analysiert hinsichtlich der Identität Europas zwei wesentliche Momente: das Bild des Nordens, wie es in unterschiedlichen Zeiten in den Vorstellungen der Menschen vorhanden war, und die Entwicklung der Idee des Eurozentrismus. Beide Motive werden diakronisch und interdisziplinär behandelt. Kochanek zeigt, dass eine wechselseitige Abhängigkeit in der Vorstellung vom Norden und in der Konzeption von Europa als Zentrum bestand. Das erste Kapitel behandelt das Urschema des Weltbildes und der Vorstellung vom Norden, das sich in der Bibel und in der griechisch-römischen Literatur findet. In Spannung stehen hier die Vorstellungen vom heiligen Norden einerseits und vom unheilsdrohenden Norden andererseits. Der zweite Teil untersucht die patristischen Vorstellungen im engeren Sinne, das heißt der theologische Hintergrund der christlichen Weltvorstellung. Hierbei spielen die in der Völkerwanderungszeit neu auftretenden Völkerschaften der Goten und Hunnen eine wichtige Rolle. Der dritte Teil analysiert das Bild vom Norden im Mittelalter. Die Goten- und Hunnengeschichte sind nur noch literarischer Topos, der zur Bewältigung der neuen geographischen Entdeckung des Nordens in Skandinavien, des Mongolensturms und der Kenntnis Asiens dient.
Im Zusammenhang mit der Völkerwanderungszeit wuchs die Vorstellung von einem christlichen Eurozentrismus. Er war ursprünglich beschränkt auf das christliche Europa, also das Europa des lateinischen und griechischen Kaisertums. Erst im 11. Jahrhundert deckte sich das geographische Europa mit dem christlichen Europa annähernd. Das vorliegende Buch erschließt zur Europavorstellung und ihrer Veränderung eine große Fülle von Quellen, Ideen und Anregungen und weist auch Wege zur Integration der verschiedenen Befunde. Für weitere Forschungen zu dieser Thematik stellt es reichlich Material zur Verfügung, nicht zuletzt durch die ausführlichen Quellen-, Literatur-, Namens- und Personenregister. Damit wird diese Arbeit zu einem unentbehrlichen Handbuch und Nachschlagewerk der medievistischen Europaforschung werden.