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Selbstbestimmung unter der Besatzung? Die Formierung des modernen Ägypten (1879–1956)

Ägypten als international verflochtener Teil des britischen Empires, der arabischen Welt, der islamischen Reformbewegung und des (post-)osmanischen Raumes war Anfang des 20. Jahrhunderts ein Treffpunkt sowohl mobiler Akteure als auch global zirkulierender Konzepte. Das im Leibniz-Kooperationsprojekt HISDEMAB angesiedelte IEG-Projekt untersucht vor diesem Hintergrund, wie globale Konzepte der Gesundheits- und Nationalisierungspolitik in lokale Kontexte umgesetzt wurden, wobei unterschiedlich mobile Akteure ihre Zugehörigkeit zur Moderne, aber auch zu ihrem lokalen Kontext neu verhandelten.

Als Sonde hierfür dienen zwei im IEG-Projekt zusammengefasste Einzeluntersuchungen: die Studie »Noso-Politics and the Construction of Gendered Urban Spaces in Semi-Colonial Egypt« untersucht die Ausweitung der öffentlichen Gesundheitspolitik seit Anfang des 20. Jahrhunderts und die damit verbundene Durchsetzung von als modern verstandenen Geschlechternormen; die Studie »Debates on Citizenship and Secularism in Semi-Colonial Egypt« beschäftigt sich mit der Entstehung des ägyptischen Staatsbürgerrechts nach der formalen Unabhängigkeit von 1922. Zusammengenommen soll das IEG-Projekt die Kontrolle und Überwachung von Räumen und Körpern vor dem Hintergrund des Mit- und Gegeneinanders von kolonialer Verwaltung und nationaler Elite aufzeigen. In beiden Untersuchungsbereichen soll verdeutlicht werden, wie Prozesse, die ein modernes, aber nach Geschlecht differenziertes Subjekt konstituierten, gestärkt und unter Bezugnahme auf eine notwendige Modernisierung – mit Hilfe einer Hygiene- und Nationalisierungspolitik – legitimiert wurden. Daran anknüpfend fragt das Projekt weiter, inwiefern die von den politischen Umgestaltungen betroffene Bevölkerung bereits vorhandene oder neue Formen der politischen Teilhabe einklagen konnte und welche Partizipations- und Widerstandsmöglichkeiten die als nicht-normativ oder nicht-ägyptisch eingestuften – mobilen, ethnischen, religiösen und geschlechtlichen – Gruppen wahrnehmen konnten.