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25.05.2021

DFG bewilligt neuen SFB »Humandifferenzierung« an JGU und IEG
Es ist ein grundlegendes kulturelles und soziales Phänomen, dass Menschen sich fortlaufend gegenseitig kategorisierend unterscheiden. Sie tun das bspw. nach Nationalität, Ethnizität, Religion, Alter, Geschlecht oder sexueller Orientierung. Unter den Bedingungen fortschreitender Globalisierung gewinnt dieses Phänomen an Relevanz. Jetzt hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zum 1. Juli 2021 die Einrichtung eines neuen Sonderforschungsbereichs (SFB) »Humandifferenzierung« in den Sozial- und Kulturwissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz (IEG) bewilligt. Der SFB 1482 wird mit insgesamt rund 10 Millionen Euro für eine erste Periode von vier Jahren gefördert. Der Antrag wurde von der JGU zusammen mit dem IEG gestellt.

Im Mittelpunkt des SFB steht die Forschungsfrage, wie historische und gegenwärtige Gesellschaften ihre Mitglieder kategorisieren, räumlich trennen und ihnen damit jeweils andere soziale Zugehörigkeiten nahelegen. Die vom IEG seit 2012 im Rahmen seines Forschungsprogramms zum »Umgang mit Differenz im Europa der Neuzeit« geleistete Arbeit geht damit in einen interdisziplinären kultur- und sozialwissenschaftlichen Verbund ein. Beteiligt am SFB sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Geschichtswissenschaft am IEG sowie aus der Soziologie und Ethnologie, der Amerikanistik und Linguistik, der Theater-, Medienkultur- und Translationswissenschaft der JGU.

Wie IEG-Direktor Johannes Paulmann erläutert, sollen »eine grundlegende Reflexion über langfristige Differenzierungsprozesse angestoßen und theoretische Überlegungen für die Geschichtswissenschaft entwickelt werden«. Das IEG ist mit drei Teilprojekten am SFB beteiligt. Ein Vorhaben untersucht, wie in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg die Kategorie »Flüchtling« durch rechtlich-bürokratische Unterscheidungen von Menschen und deren Selbstverortung entwickelt wurde. Ein weiteres soziologisch-historisch angelegtes Projekt beschäftigt sich damit, wie die Unterscheidung etwa von »Infizierten«, »Genesenen« oder »Geimpften« Nähe- und Distanzverhalten während aktueller und historischer Pandemien veränderte. Schließlich widmet sich ein Teilprojekt der Mensch-Tier-Unterscheidung und ihrer Durchlässigkeit im Rahmen der Verhaltensforschung am Serengeti Research Institute in Tansania seit den 1960er Jahren.