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Bienen, Gott und andere Arbeiter*innen im frühneuzeitlichen Europa

Wie verschränkten sich menschliche Arbeit und die Arbeit der Bienen im frühneuzeitlichen Europa? Wie beeinflusste diese Wechselbeziehung das sich entwickelnde christliche Verständnis von guter Arbeit und ihren Früchten? Diese beiden Fragen bilden die Grundlage für ein Forschungsprojekt, das scheinbar disparate Felder der Religions-, Umwelt- und Arbeitsgeschichte miteinander verbinden wird.
Bienen regten die christliche Vorstellungskraft schon seit der Spätantike stark an. Der komplizierte Körperbau und die soziale Organisation der Honigbiene schienen vom göttlichen Design der Natur zu zeugen. Durch ihre unermüdliche und selbstlose Arbeit erteilte die Biene den Menschen auch moralische Lektionen über Fleiß und Sparsamkeit, wie viele Kirchenmänner behaupteten. Doch die Dynamik, die Bienen mit moralischen Fragen verband, ging weit über die Ebene des theologischen Diskurses hinaus: Sie erfasste oft auch die Praxis der Bienenzucht und Konflikte vor Ort. Viele Pfarrer, die sich mit der Physikotheologie der Insekten beschäftigten, leisteten auch Pionierarbeit beim Einführen neuer, vermeintlich effizienterer Imkereimethoden. Dieselben Vertreter des Staates, die im achtzehnten Jahrhundert die alten moralischen Ökonomien verurteilten, griffen auch in ländliche Räume ein, um bestimmte Arten der Bienenzucht zu marginalisieren und andere zu fördern. Indem das Projekt diese verschiedenen Verästelungen und Spannungen beleuchtet, wird es die Geschichte der frühneuzeitlichen Arbeit als eine menschlich-tierische Geschichte neu ausleuchten.