Ausgangspunkt für das Projekt „Religiöse Friedenswahrung und Friedensstiftung in Europa (1500-1800): Digitale Quellenedition frühneuzeitlicher Religionsfrieden“ unter der Leitung von Irene Dingel (IEG) und Thomas Stäcker (Herzog August-Bibliothek Wolfenbüttel / ULB Darmstadt) war der Befund, dass frühneuzeitliche „Religionsfrieden“ bisher weder systematisch erschlossen noch ediert und ausgewertet wurden. Unter „Religionsfrieden“ – so die zugrunde gelegte Definition – sind insbesondere die in der Folge der Ausbreitung der Reformation europaweit promulgierten innerchristlichen rechtlichen Regelungen zu verstehen, mit denen ein qualitativ neuer Rechtsstatus zwischen zwei oder mehr Religionsparteien festgelegt wurde. Diese in verschiedenen Rechtsformen konkretisierten Regelungen waren meist auf die Wiederherstellung der Einheit im Glauben hin orientiert. Sie enthielten spezifische Bestimmungen zu Glaubens- und Kultusfreiheit für die Religionsparteien, zur Zulassung zu bestimmten Rechten für ihre Angehörigen und regelten den Besitz der Kirchengüter. Sie zielten auf ein (dauerhaft) friedliches Zusammenleben und stellten einen wichtigen Aspekt der sich kontinuierlich entfaltenden gesamteuropäischen Friedensrechtspraxis in der Frühen Neuzeit dar.
Obwohl immer wieder einzelne Religionsfrieden ediert wurden – etwa in Friedensvertragssammlungen v.a. des 18. Jahrhunderts oder in neueren, jedoch auf nationale Perspektiven verengten Einzeleditionen –, fehlt eine wissenschaftlich fundierte Textgrundlage, die sowohl zeitlich die gesamte Frühe Neuzeit umfasst, als auch geographisch-politisch ganz Europa abdeckt und so eine vergleichende Erforschung frühneuzeitlicher Religionsfrieden ermöglicht. Dieses seit langem in der Forschung thematisierte Desiderat griff das Projekt auf.
Mit den erzielten Ergebnissen hat das Projekt „Religiöse Friedenswahrung und Friedensstiftung in Europa (1500-1800): Digitale Quellenedition frühneuzeitlicher Religionsfrieden“ einen substanziellen Beitrag zur Erforschung frühneuzeitlicher Religionsfrieden in einer gesamteuropäischen Perspektive geleistet. In einem bisher nicht erreichten Umfang hat es Texte und Forschungsdaten nach den neuesten und dynamisch sich entwickelnden Standards der digitalen Editorik zur Verfügung gestellt, die nun von der scientific community genutzt werden können.
Die Arbeit wird Vorhaben „Europäische Religionsfrieden Digital – EuReD“ seit 2020 an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz, dem Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Mainz, und der Universität- und Landesbibliothek Darmstadt als Kooperationspartner fortgeführt.
Projektlaufzeit: 2013-2020
Projektförderung: DFG
Projektbeteiligte: Irene Dingel (Projektleitung), Bengt Büttner (2018), Martin-Paul Buchholz (2018-2019), Corinna Ehlers (2018-2019), Martin Espenhorst geb. Peters (2013-2013), Ludolf Pelizaeus (2013-2014), Alexandra Schäfer-Griebel (2014-2017, 2019-2020), Christopher Voigt-Goy (2017-2018), Andreas Zecherle (2014-2018)