Wurde die Kategorie der “Orthodoxie” in der Kirchengeschichtsschreibung des 18. und 19. Jahrhunderts zu einem Marginalisierungsinstrument? Welche Konstruktionsinteressen und historiographischen Programme lagen hinter ihrer Nutzung im Gegenüber zu “Pietismus” und “Aufklärung”? Welche Alternativen stellte die protestantische Kirchengeschichtsschreibung warum und seit wann bereit? Diesen Leitfragen ging das Projekt von Gottfried Arnold bis Ernst Troeltsch und somit von Anfang des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts nach. Ausgangspunkt war der Befund, dass die historiographische Kategorie “Orthodoxie” in der werdenden protestantischen Kirchengeschichtsschreibung des frühen 18. Jahrhunderts eine polemisch-abwertende Wendung erfuhr. Diese von Gottfried Arnold popularisierte negative Wendung wurde in den kirchenhistorischen Theoriebildungen des 18. Jahrhunderts weitestgehend abgelehnt. Seit dem 19. Jahrhundert gehörte sie jedoch zum festen begrifflichen Repertoire kirchenhistorischer Darstellungen. Das Projekt wies einen Zusammenhang jenes Wandels mit dem Übergang von der kritischen zur positionellen Theologie nach. 2020 konnte das Projekt abgeschlossen und eine monographische Publikation vorbereitet werden.
- Christian Volkmar Witt