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Blume, Johanna E.

Verstümmelte Körper?

Lebenswelten und soziale Praktiken von Kastratensängern in Mitteleuropa 1712-1844

Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte, Mainz, 257

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2019

ISBN: 978-3-525-31070-0
DOI: 10.13109/9783666310706


Pressestimmen: »Damit leistet die Autorin einen innovativen Beitrag zur Kultur- und Geschlechtergeschichte wie auch zur Musikgeschichte der Frühen Neuzeit.«
Stefanie Walther: Rezension zu: Blume, Johanna E.: Verstümmelte Körper?. Lebenswelten und soziale Praktiken von Kastratensängern in Mitteleuropa 1712–1844. Göttingen  2019. ISBN 978-3-525-31070-0, in: H-Soz-Kult, 19.09.2019, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-28556>.

»Dass dieses Thema jenseits der Musik noch weitaus mehr relevante Aspekte beinhaltet, ist nun der vorzüglichen, auf ihre Saarbrücker Dissertation zurückgehenden Studie von Johanna E. Blume zu entnehmen.«
Andreas Waczkat: Rezension zu: Blume, Johanna E.: Verstümmelte Körper?. Lebenswelten und soziale Praktiken von Kastratensängern in Mitteleuropa 1712–1844. Göttingen  2019. ISBN 978-3-525-31070-0, in: sehepunkte 19 (2019), Nr. 10 [15.10.2019], URL: http://www.sehepunkte.de
/2019/10/32819.html

Zum Inhalt: Kastratensänger standen bislang vor allem im Mittelpunkt des Forschungsinteresses der Musik- und Theaterwissenschaften. Dabei wurden vor allem ihr Wirken auf den Bühnen des italienischen Musiktheaters des 17. und 18. Jahrhunderts oder die Rezeption der hohen Männerstimme auf das barocke Publikum beleuchtet. Die vorliegende geschichtswissenschaftliche Studie konzentriert sich hingegen auf die Personen als soziale Akteure in der Spätphase dieses Phänomens im 18. und frühen 19. Jahrhundert, wobei exemplarisch vier mitteleuropäische Fürstenhöfe (Wien, München, Dresden, Stuttgart) in den Blick genommen werden.

In detaillierten Analysen der Lebenswelten des Hofes und der Residenzstadt fächert die Autorin auf, welchen hohen Stellenwert Kastratensänger innerhalb der höfischen Machtrepräsentation bis zum Schluss besaßen, wie sie sich innerhalb höfischer Anstellungsstrukturen immer wieder erneut positionierten, mit den Bewohnern der Residenzstädte interagierten und welche wichtigen Rollen sie gegenüber Familienangehörigen einnahmen.

Insbesondere durch die Untersuchung des individuellen Umgangs mit dem vermeintlichen körperlichen Defizit kann sie zeigen, dass die Annahme, Kastraten seien in der Endphase ihres Bestehens grundsätzlich als defizitäre "verstümmelte Körper" wahrgenommen worden, revidiert werden muss. Auf diese Weise leistet die Autorin einen innovativen Beitrag zur Kultur- und Geschlechtergeschichte am Übergang von der Frühen Neuzeit ins 19. Jahrhundert.